Golfregeln. Der Past-Präsident der PGA of Germany, Stefan Quirmbach, über seine beiden skurrilsten Regelsituationen.
Stefan Quirmbach ist seit 1984 Golfprofessional und war 22 Jahre Präsident der PGA of Germany. Aktuell betreibt er die Golfschule im GC Hardenberg.
Wir fragten Stefan nach seinem skurrilsten Regelerlebnis. Darauf angesprochen, schilderte er uns gleich zwei Fälle, die beide zwar weit zurückliegen, die er aber nie vergessen hat.
Fall 1: Deutscher Clubpokal 1979 im GC Bergisch Land
Das Szenario ereignete sich im Halbfinale der 1. Liga, gespielt wurde im klassischen Vierer. Die Kontrahenten: der GC Bad Ems, für den Stefan damals spielte, und der GC Hubbelrath.
Stefan trat mit seinem Freund und damaligen Nationalspieler Harry Goerke gegen Thomas Hübner (den damaligen aktuellen deutschen Einzelmeister) sowie Jan Haeffs an.
Der Spielstand war all square, als sie an Loch zehn kamen. Dabei handelte es sich um ein Dogleg nach rechts und damals stand im Knickpunkt ein großer Baum; am linken Rand des Doglegs wiederum befand sich ein tiefer Wassergraben.
Hier positionierten sich die Caddies beider Teams, um sehen zu können, wo die Bälle ihrer Spieler landen würden.
Stefan gelang ein perfekter Power Fade, rund 70 Meter vors Grün. Danach war Thomas Hübner an der Reihe, er schlug jedoch einen fürchterlichen Pull Hook.
Dieser wäre weit in das Wasserhindernis geflogen, wäre da nicht der Caddie von Stefan mit seinem Bag gestanden. Der Ball traf Stefans Bag und sprang zurück auf das Fairway. So weit, so gut. Als Stefan gerade dachte, „Mann, haben die einen Dusel“, sagte Thomas Hübner „Lochgewinn“ – er beanspruchte das Loch für sein Team.
Stefan und Harry konnten es nicht glauben, aber damals war es noch so: Traf ein Spieler das Bag eines Mitspielers, so wurde der Mitspieler bestraft, weil er dafür Sorge zu tragen hatte, dass genau das nicht passieren konnte. Am Ende teilten beide Teams das Match …
Diese Golfregel wurde 1984 geändert und es ist seitdem straffrei, sich selbst oder seine Ausrüstung mit dem Ball zu treffen.
+++ Zum Thema: Golfregeln – richtig gedroppt! +++
Golfregeln, Fall 2: Rheinland-Pfalz-Saarmeisterschaften 1981 im GC Saarbrücken
Gespielt wurde im Zählspiel-Modus und Stefan lag in Führung. Sein Mitspieler schlug seinen Ball links ins Rough. Der Ball wurde schnell gefunden, lag aber ziemlich tief im hohen Gras und war damit schlecht spielbar.
Ca. 1,5 Meter hinter dem Ball befand sich ein Maulwurfshügel und durch einen Spagat versuchte Stefans Mitspieler mit einem Fuß auf dem Maulwurfshügel zu stehen, um so einen Free Drop zu erzwingen.
Stefan löste die etwas skurrile Situation elegant, indem er seinem Mitspieler mitteilte, dass er den Free Drop bekommen würde, wenn er auch während des Rests der Runde so breitbeinig weiterspielen würde.
Der Mitspieler besann sich daraufhin eines Besseren und spielte den Ball wie er lag.
Auch diese Golfregel wurde später geändert. Heute darf man keinen „ungewöhnlichen Stand“ mehr einnehmen, z. B. auf einem Maulwurfshügel zu stehen und so Erleichterung zu beanspruchen.
Dr. Ulrike & Holger Gartz sind beide seit 2005 im Golfverband Niedersachsen/Bremen als Spielleiter tätig und Experten in Sachen Golfregeln.
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